Kategorienamen: Orientierung statt Irrgarten in der Navigation
Wie schnell verlässt Du eine Website, wenn Du nicht die Informationen findest, die Du suchst? Richtig – sehr schnell. Und anderen Website-Besuchern geht es genauso. Dass man sich auf Websites verirrt, hängt häufig mit suboptimalen Informationsarchitekturen und Navigationsstrukturen zusammen. Ein weiterer Stolperstein, der die Orientierung erschweren kann, sind verwirrende Kategorienamen in der Navigation. Sie verhindern, dass der User schnell und einfach ans Ziel kommt.
In diesem Artikel erfährst Du, warum nutzerfreundliche Kategorienamen essenziell für eine gute Navigation sind, welche Fehler Du vermeiden solltest – und wie Du es besser machen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum nutzerfreundliche Kategorienamen wichtig sind
Die Navigation soll, wie der Name schon sagt, dem Nutzer helfen, sich durch die Seite zu navigieren. Der Nutzer soll durch die Website geführt werden. Der ideale Aufbau einer Navigation ist ein Thema für sich. Im Optimalfall sollten wichtige Inhalte mit 3-4 Klicks erreichbar sein. Kein User verlässt wutschnaubend die Seite, nur weil er mehr als vier Klicks benötigt. Wichtig ist, dass er dabei weiß, dass er sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Damit er die Orientierung behält, sind aussagekräftige Kategorienamen unverzichtbar.
Eigentlich verhält es sich mit Kategorienamen wie mit den Gängen im Supermarkt. Will man nur schnell Nudeln kaufen, ist man froh, wenn das „Teigwaren“-Schild den Weg weist. Fehlen die Schilder oder sind sie unverständlich, verläuft man sich vielleicht auf der Suche, aber verlässt den Laden eher selten unverrichteter Dinge. Manchmal kauft man sogar unverhofft mehr als geplant, weil man auf dem Irrweg etwas Interessantes entdeckt hat. Gut für den Supermarkt, trotz schlechterer Usability! Yay!
Auf einer Website passiert so etwas allerdings nicht. Online haben Kunden selten Lust auf eine Schnitzeljagd. Eine falsche „Beschilderung“ bringt User eher dazu, die Seite zu verlassen. Sie suchen dann lieber bei Wettbewerbern, wo sie schneller und einfacher fündig werden. User Experience ist alles!
Du siehst also: Kategorienamen gehören zur Spezies „Klein aber oho“. Deswegen möchte ich Dir einige Stolpersteine vorstellen, die mir beim Thema Kategorienamen begegnet sind. Außerdem gebe ich Dir Tipps, wie Du diese schwierige Aufgabe trotzdem meistern kannst.
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Stolperstein 1: Kreativität und Individualismus um jeden Preis
Kreativität ist gut, keine Frage. Und natürlich möchte jedes Unternehmen seine Einzigartigkeit unterstreichen. Allerdings ist dieser Hang zum Individualismus bei der Benennung von Kategorien fehl am Platz. Bleiben wir beim Ladenbeispiel: Wenn Du im Möbelhaus nach Betten suchst und erst das ganze Geschäft durchkämmen musst, um herauszufinden, dass sich die Betten in der Abteilung „Wellnessoase“ befinden („weil der Schlaf in den Betten so erholsam ist“, erklärt der höfliche Mitarbeiter), freust Du Dich vermutlich nicht. Usern auf der Website geht es ähnlich.
Auch spannende Umschreibungen und selbstgebastelte Wörter, mit denen man sich von Wettbewerbern abheben möchte, können nach hinten losgehen.
Tipp: Einfach, aber effektiv
„Don’t make me think“ ist ein Grundsatz, der nicht nur fürs Webdesign, sondern auch für Kategorienamen in der Navigation gilt. Je einfacher der Kategoriename, desto leichter und schneller kann sich der/ die User:in durch die Seite navigieren. Er/Sie muss nicht erst grübeln, welcher Inhalt sich hinter welchem Namen verbirgt. Deskriptive, aussagekräftige, selbsterklärende Kategorienamen erleichtern die Orientierung auf der Website.
Zudem haben sich in einigen Kategoriegattungen mittlerweile Konventionen etabliert, an die sich die User gewöhnt haben. So wissen Nutzer z.B. in der Regel, welche Inhalte sie bei einer „Über uns“-, „Kontakt“- oder „Unternehmen“-Kategorie erwartet, und suchen oft genau nach solchen Signalen. Bewährte Labels wie „Produkte“, „Unternehmen“ oder „Service“ erreichen zwar nicht die Gipfel des kreativen Schreibens. Doch sie funktionieren in puncto Usability, und darauf kommt es letztlich an.
Stolperstein 2: Navigation als Laufsteg der Firma
Manchmal spiegeln Unternehmen in ihrer Kategoriegestaltung interne Strukturen wider, mit denen Außenstehende nur wenig anfangen können. Mitarbeiter oder Hardcore-Fans des Unternehmens finden sich zweifelsohne zurecht, wenn Haupt-, Ober- und Unterkategorien den internen Sortimentsaufteilungen entsprechen. Sie können sich auch gut orientieren, wenn die Namen von Produktlinien oder -Serien verwendet werden. Für Otto-Normal-Nutzer ohne Backgroundwissen ergeben solche Kategorien jedoch nur wenig Sinn. Erschwerend kommt hinzu, dass hier häufig ein ganz eigenes, firmeninternes Vokabular zum Einsatz kommt, das für Außenstehende schlichtweg nicht verständlich ist.
Tipp: Der Blick von außen rockt!
Der Tellerrand ist Dein Freund. Stelle Dir vor, Du kommst als Neukunde auf Deine Seite. Wie müsste die Navigation aufgebaut und benannt sein, damit Du Dich zurecht findest? Oft sieht man allerdings den Wald vor Bäumen nicht mehr, wenn man tief in der Materie steckt. Hier hilft es, jemand Außenstehenden zu bitten, einen Blick auf Deine Navigation zu werfen. Finden Deine Testpersonen sich problemlos zurecht? Wunderbar, dann hast Du mit den Kategorienamen alles richtig gemacht. Weiß Dein Tester schon nach kurzer Zeit nicht mehr, wie er zum Ziel kommt? Dann solltest Du die Namen noch einmal überdenken.
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Stolperstein 3: Zu generische Kategorienamen
Hier kommt SEO ins Spiel. Generische und allgemeinverständliche Kategorienamen sind zunächst einmal gut – besonders im Vergleich zu oben genannten überspezifischen Exoten. Zu generische Namen können aus SEO-Sicht jedoch zu Problemen führen, vor allem, wenn man mit den entsprechenden Kategorieseiten ranken möchte. Beispiel: Ein Möbelshop verkauft Betten und Schlafzimmermöbel unter der Kategorie „Schlafen“. Usabilitytechnisch kein Problem – der User versteht natürlich, was sich hinter dem Namen verbirgt. Ranken wird diese Kategorieseite jedoch nicht. Denn zum Keyword „schlafen“ ranken vor allem Informationsseiten und Ratgeber, aber keine Shops. Die gewünschte Zielgruppe der Möbelkaufwilligen benutzt andere Keywords und User, die das Suchmaschinenorakel nach „schlafen“ befragen, sind eher nicht auf Möbeljagd. Der Kategoriename bringt also letztlich niemandem etwas.
Tipp: Keywordrecherche und Wettbewerbervergleich
Schon eine kurze Keywordrecherche zeigt Dir, ob Du mit Deinem gewählten Kategorienamen die richtige Zielgruppe ansprichst. Ranken für Deinen Kategorienamen vorwiegend themenfremde Seiten, solltest Du noch einmal brainstormen. Im Idealfall enthält Dein Kategoriename das Keyword, auf das Du mit Deiner Seite ranken möchtest.
Auch die Devise „gut geklaut ist besser als schlecht selbstgemacht“ lässt sich hier gut anwenden. Haben Deine besser rankenden Wettbewerber eine ähnliche Kategorie? Wie ist sie benannt? Hier kannst Du Dir eine Scheibe abschneiden. UX-Consulting deckt unter anderem die nutzerfreundliche Gestaltung Deiner Homepage mit z.B. Kategorienamen ab.
Weitere Tipps für die Erstellung von Kategorienamen:
- Zielgruppe und Customer Journey beachten: Besteht Deine Zielgruppe ausschließlich aus Kunden mit umfangreichem Vorwissen, die bereits am Ende der Customer Journey stehen? Dann ist es vertretbar, bereits in der Navigation hochspezifische Fachtermini zu benutzen. Ist dies nicht der Fall (und das trifft höchstwahrscheinlich zu), gilt erneut: Je einfacher desto besser. So fängst Du eine größere Gruppe auf früheren Stationen der Customer Journey ab und vergraulst sie nicht durch eine verwirrende Navigation.
- Vorsicht bei Überlappungen: Es gibt eine „Support“ und ein „Service“-Kategorie? Eine „Unternehmen“– und eine „Über uns“-Sparte? „Lösungen“ und „Produkte“? Für den User ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, welche der sehr ähnlichen Kategorien die gesuchte Information enthält. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Inhalt unterscheidet sich so deutlich, dass eine der Kategorien einen einschlägigeren Namen erhält. Oder aber die Inhalte sind sich so ähnlich, dass sie zu einer Kategorie kombiniert werden können (in diesem Fall: Nicht die 301-Weiterleitung vergessen!).
- Testen, Testen, Testen: Tests sind grundsätzlich eine gute Idee, um zu überprüfen, wie gut sich User auf einer Seite zurechtfinden. Der Blick von außen kann z.B. im Rahmen einer sogenannten Card Sorting-Session zu nützlichen Erkenntnissen führen. Hier sortieren Außenstehende die Themen Deiner Website in Kategorien, die ihnen sinnvoll erscheinen. In der Open Card Sorting-Variante geben die Tester den Kategorien hierbei auch gleich Namen. Card-Sorting sollte bereits früh in der Website-Planung oder vor einem Relaunch eingesetzt werden, da es wertvolle Einblicke liefert. Dabei werden nicht nur passende Kategorienamen gefunden, sondern auch die grundsätzliche Informations- und Navigationsstruktur verbessert. Diese Einblicke können, wenn sie früh genug gewonnen werden, die gesamte Konzeption der Website verbessern.
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Fazit
Wie Du siehst: Verwirrende Kategorienamen haben das Potenzial, die Geduld Deiner Besucher auf die Probe zu stellen. Schlimmstenfalls verwandeln sie die Website in ein Labyrinth, in dem sich der User verirrt. Selbst wenn der/die Besucher:in nicht frustriert die Seite verlässt, sondern konvertiert, sollte sich der Weg dorthin nicht wie Asterix’ Jagd nach Passierschein A38 anfühlen. Der Navigationsprozess sollte einfach und angenehm sein, ohne unnötige Komplikationen.
Stattdessem sollten Kategorienamen die Schummel-Karte im Labyrinth sein: Ein leicht zu bedienender Lageplan, der den User schnell ans Ziel bringt. Dabei zeigt der Plan auch, was links und rechts des Ziels liegt, denn das könnte ebenfalls interessant sein. Kategorienamen sind eine einfache Möglichkeit, den Besuch auf deiner Website für User so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie sind ein kleiner, aber bedeutender Baustein der User Experience.
Welche Hürden begegnen Dir bei der Erstellung von Kategorienamen? Wie gehst Du dabei vor? Teile Deine Erfahrungen gerne in der Kommentarspalte! Wir freuen uns über Ergänzungen und neuen Input.